Wir bewegten uns durch stockdustere Höhlen und Gänge, die nur durch ein paar schwache Taschenlampen erhellt wurden. Meist wateten wir durch knietiefes Wasser, mit etlichen grossen Steinen als Stolperfallen während uns konstant Fledermäuse um die Ohren sausten. Aufgrund der Enge konnten manche Strecken nur seitlich gehend oder gebückt passiert werden, es galt steile Wände hoch und runter zu klettern, sowie tiefe Schluchten zu überwinden, in denen man, laut Luiz, im Falle eines Absturzes nie mehr gefunden werden würde. Unterirdische Flüsse mussten schwimmend durchquert werden und einmal mussten wir sogar unter einem Felsen hindurch in die nächste Höhle tauchen und das dazu noch irgendwie auf dem Rücken und mit den Füssen zuerst. Nach einer Weile fanden wir uns in einer grossen Tropfsteinhöhle ein, in der wir unsere Lampen ausschalten mussten und Luiz zu erzählen begann; es war hunderprozentig dunkel.
Die Höhlen wurden nach einem indianischen Häuptling namens Jumandy benannt, der dort Frauen und Kinder seines Stammes versteckte, während er mit den Männern die spanische Siedlung Baeza angriff, dem Erdboden gleichmachte und alle Spanier tötete. Im Verlauf des Feldzuges wurde er jedoch verraten, gefange genommen und in Quito öffentlich gevierteilt. Letzlich fanden die Spanier das Versteck und töteten die, die nicht schon verhungert, oder geopfert worden waren. Um 1950 fand dann ein Missionarspaar die Überreste der Verstorbenen sowie etliche altertümliche Gebrauchsgegenstände. Noch heute kann man besonders in den tieferen Teilen der Höhlen Skelettstücke und Werkzeuge finden; Luiz fand sogar eins auf dem Weg.
Luiz selbst kennt die Höhlen daher so gut, da er im Peruanisch-Ecuadorianischen-Grenzkrieg von 1995 diese Höhlen als Unterschlupf nutzte.
Den krönenden Abschluss bildete ein tosender Wasserfall, indem schon zwei Amis den Tod fanden, da an einer versteckten Spalte des Wasserfalls ein etwa drei Meter tiefes Loch lauert, in welches Julius fast hineinfiel, wenn Luiz nicht wie wild losgeschrieen hätte. Dieser demonstrierte erst, was geschehen wäre und zeigte uns danach wie wir sicher in das Loch abtauchen konnten, was dann alle mit grosser Freude machten.

Daneben konnte man sich noch unter den Wasserfall stellen, aus drei Metern Höhe in das anliegende dunkle Wasserbecken springen und ausgiebig darin baden.Kaum draussen ging es wieder hinein, da wir unbedingt noch ein Schlammhöhle besuchen wollten. Dieser Weg war wesentlich rutschiger als zuvor. Bevor wir in die Schlammhöhlen steigen konnten, mussten wir fast alle Klamotten ablegen um uns unten angekommen von Luiz überall mit dem Heilschlamm einseifen zu lassen. ein Spa-Erlebnis der besonderen Art, insbesondere da wir erneut das Licht auschalteten. Nach der Säuberung im Becken ging es dann endgültig raus und nach Hause.


Rückblickend lässt sich sagen, dass so ein Abenteuer in Deutschlands Höhlen niemals möglich wäre, da erstens alle Wege ausgeleuchtet wären, zweitens die Wege ordentlich befestigt und drittens jegliche Kletteraktionen mit Klettergeschirr gesichert worden wären.
Nach dem Abendessen zeigte uns der lokale Indianerstamm diverse Tanzzeremonien bei denen auch wir aufgefordert wurden mitzumachen. Maggie wurde sogar mit einem der älteren Herren verheiratet. Es ist dort üblich, dass sich Braut und Bräutigam erst bei der Hochzeitszeremonie zu Gesicht bekommen, zudem muss die Braut mindestens 14, der Bräutigam mindestens 25 Jahre alt sein.

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